Unsere künstlerische Ausrichtung
Die Theatergruppe Bumerang ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Bereicherung des Kulturlebens am Obermain widmet. Dabei steht die Aufführung klassischer und moderner Dramen im Mittelpunkt, ergänzt durch die zusätzlichen Schwerpunkte Musik und Kunst: Bildende Kunst und klassische Musik fließen zentral in die dramatische Textinterpretation mit ein, was sich in synästhetischen Bühnenprojekten (thematische Verbindung von Lesung, Konzert, szenischem Spiel und Kunstausstellung) und Parallelausstellungen zu den Theateraufführungen niederschlägt.
Unsere Theaterkonzeption
Zwar ist eine Theaterkonzeption einer länger bestehenden Bühne immer im Wandel, doch zeichnen sich auch mehr oder weniger konstante Tendenzen ab. Dazu zählt die Ablehnung eines vulgärdidaktischen Ansatzes, der eine durch die Inszenierung zu vermittelnde Lehre in den Mittepunkt setzt. Ein solcher Ansatz erscheint uns als unangemessen, da die Reaktion eines Publikums letztlich unverfügbar ist und wir den Zuschauer auch nicht zum Schüler entmündigen wollen; eine diesbezüglich ausgerichtet Inszenierung muss eindimensional bleiben, da sie der Lehraussage widersprechende Züge des Dramas verdecken oder verändern müsste. Texttreue ist uns jedoch ein wichtiges Anliegen (nicht zuletzt aufgrund unserer textwissenschaftlichen Herangehensweise), denn die Vielfalt möglicher und sinnvoller Interpretationen und Inszenierungen an ein und demselben Dramentext stellt eine faszinierende Möglichkeit des Mediums Theater dar.
In diesem Zuge erachten wir die Bühne als Möglichkeit, fiktionale Welten vorzuführen und in der bleibenden Distanz zwischen Publikum und Bühne Strukturen unserer Gesellschaft aufzuzeigen, ein Ansatz, der durchaus an Brecht orientiert ist, ohne die veränderten Bedingungen einer postmodernen Gesellschaft zu ignorieren. Freilich nehmen wir auch Stellung zu den vorgeführten gesellschaftlichen Strukturen, doch ist dies nicht mehr Teil unserer Inszenierung als Akteure und Regisseure, sondern unserer Interpretation des Dramas als dessen Betrachter, die mit derjenigen eines Publikums identisch sein kann aber nicht muss. An unserer Interpretation des Dramas (und unserer Inszenierung) lassen wir unser Publikum teilhaben durch Essays, die im Programmheft abgedruckt werden. Diese Essays können und sollen keine Interpretationsanleitung sein, sondern legen unsere (im einzelnen durchaus differierende) Sichtweise offen, zu der ein Publikum zustimmend oder ablehnend Stellung nehmen kann.
Deshalb erachten wir das an die jeweilige Theaterproduktion geknüpfte Ziel als erreicht, wenn wir mit der Inszenierung eines Dramas genügend Anknüpfungspunkte für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Dramentext und seiner aktuellen Relevanz für unsere Gesellschaft gegeben haben. In welche Richtung diese Auseinandersetzung bei einem Publikum geht, ist Teil unseres gesellschaftspolitischen Engagements, nicht mehr Teil unseres künstlerischen Engagements: Der künstlerische Aspekt unserer Theaterarbeit ist die möglichst differenzierte und vielschichtige Unterhaltung eines Publikums; der gesellschaftspolitische Aspekt ist dabei der notwendige aber unverfügbare Hintergrund, weil er nicht auf den Bühnenraum beschränkt bleiben kann, sondern eine Auseinandersetzung jenseits einer distanzierenden Aufführungssituation erfordert.
Unsere Arbeitsweise
Die Theatergruppe Bumerang besitzt ein semiprofessionelles Selbstverständnis. Dieses speist sich nicht aus einer professionellen Bühnenausbildung der Mitglieder, sondern aus deren beruflicher Erfahrung in den Bereichen Textwissenschaften, Musik und bildender Kunst, die die Laienbühne im wissenschaftlichen und künstlerischen Umfeld professionell flankiert.
In jedem Jahr wird ein Hauptprojekt erarbeitet, für das die Vorarbeit in der Regie (Stückauswahl und Besetzungsliste) bereits mit dem Abschluss des vorhergehenden Projektes beginnt. In einem Vorbereitungswochenende, das etwa einen Monat vor Beginn der eigentlichen Probenzeit angesetzt ist, wird das zu interpretierende Drama gemeinsam mit (möglichst) allen Darstellern erarbeitet: Sowohl Regiekonzeption als auch die Planung der Bereiche Maske, Kostüm, Bühnenbild, Requisite und Musik kann so von allen Beteiligten entworfen und mitverantwortet werden. Die eigentliche Probenzeit erstreckt sich über den gesamten September: Täglich wird vier Stunden geprobt, wobei ein genauer Probenplan den Zeitaufwand für die einzelnen Schauspieler abschätzbar macht und in Grenzen hält. Anfang Oktober münden die Proben in drei bis sechs Aufführungen.