Yvonne, die Burgunderprinzessin
Witold Gombrovicz
26., 27. August, 2., 3. September 2005, Stadtschloss Lichtenfels
Prinz Phillip beschließt zu heiraten. Um seine Macht zu demonstrieren, dass er als Prinz das Recht hat jede Frau zu wählen, setzt er sich über jegliche Konvention hinweg und heiratet nicht die schönste, sondern die hässlichste Frau im Land. Die wortkarge und abstoßende Yvonne wird zur Burgunderprinzessin erklärt. Ihr Aussehen und Verhalten wirken als Störfaktor und Fremdkörper am Hof und lassen eben dessen Machtstrukturen aus den Fugen geraten. Es gibt nur eine Möglichkeit, das Dilemma zu lösen. Yvonne muss getötet werden.
Die Figur der hässlichen Yvonne stand im Zentrum des Regiekonzeptes. Ihre Hässlichkeit war nicht oberflächlich und konnte nicht durch einen Imagewechsel und höfische Kleidung behoben werden, da Yvonnes Hässlichkeit vor Allem von Passivität und Verweigerung von Kommunikation geprägt war. Sie verstieß gegen die Verhaltensregeln des Hofes, trennte Öffentlichkeit nicht von Privatheit und übte so Macht über die Mitglieder des Hofes aus. Sie zwang diese, sich mit ihr auseinanderzusetzen, und so musste jeder eine kleine, hässliche Yvonne in sich selbst entdecken, um mit ihr umgehen zu können.
Yvonne blieb das große Fragezeichen des Stückes. Es sollte die Frage offen bleiben, ob Yvonne die Liebe des Prinzen erwiderte oder darunter litt.
Die Guckkastenbühne des Stadtschlosses Lichtenfels wurde hierzu in ein opulentes, zweidimensionales, rosafarbenes Bonbonschloss verwandelt. Die Höfische Gesellschaft grenzte sich durch weiße Pudermasken ab, Talkshowauftritte und direktes Ansprechen des Publikums markierten Öffentlichkeit und Privatheit zwischen Hof und Nichthof sowie Bühne und Publikum.
Das Regiekonzept konzentrierte sich auf Kommunikation, Macht, Liebe, höfisches Verhalten und Genderrollen. Die Arbeitsweise innerhalb der Theatergruppe war auch in diesem Jahr wissenschaftlich geprägt und zielte darauf ab, dass der Informa-tionsfluss alle Mitglieder erreichte, um gemeinsam am Stück arbeiten zu können. Die Theatergruppe Bumerang setzte in der Produktion 2005 den schon vorher begin-nenden Generationswechsel fort. Schüler des Gymnasiums Burgkunstadt konnten für diese Produktion ebenso gewonnen werden wie Studenten aus Bamberg, Erlan-gen und Bayreuth, sowie Dozenten und Berufstätige. Eine Professionalisierung hinsichtlich Bühnenbild, Programmheft und Werbemedien konnte erreicht werden. Die Altersstruktur umfasste nun Mitglieder von 15 bis 36 Jahren. Parallel wurde die Aus-stellung „Frauenbilder/Männerbilder“ organisiert, die die Genderthematik des Regiekonzeptes in Bildern, Gedichten und Fotographien forsetzte.
Britta Ender
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