Urfaust
Johann Wolfgang von Goethe
2.9., 3.9., 4.9. und 5.9.2010, Stadtschloss Lichtenfels
Goethes Faust ist schon so oft aufgeführt worden, dass er sprichwörtlich sprichwörtlich geworden ist: „Habe nun, ach! die Philosophie...“, „Die Kunst ist lang, kurz ist unser Leben“, „Schönes Fräulein, darf ich’s wagen...“ sind schon tausendmal gesprochen, tausendmal gehört worden. Faust – oder nach der tausendsten Aufführung vielmehr: Der Faust ist eigentlich nicht mehr aufführbar, da er das Zitat eines Zitats eines Zitats ist – das Drama droht an seinem eigenen Erfolg und seiner Wirkungsgeschichte einzugehen, da man schlechterdings nicht mehr hinter die tausenden Aufführungen zurück und hin zu einer unbeschwerten, frischen Rezeption des Fausts gelangen kann.
Wenn auch eine Aufführung des Faust nicht mehr möglich ist, dann ist doch eine Aufführung einer Aufführung des Faust möglich, ja notwendig: Anstatt auf die Suche nach der neuen Interpretation zu gehen oder dem Stück einen neuen, noch aktuelleren Sinn abzugewinnen, kann eine – durchaus klassische – Aufführung des Faust aufgeführt werden, und in der Distanz eines Zitates kann das Unmögliche gelingen: Faust zu sehen, als wäre es das erste Mal.
Die diesjährige Inszenierung des Urfausts der Theatergruppe Bumerang im Stadtschloss Lichtenfels soll diese Haltung einer wissenden Naivität ermöglichen: Die Theatergruppe führt sich als Theatergruppe Bumerang vor, die den Urfaust auf die Bühne bringt, die sich bemüht, mit schauspielerischen Mitteln Mitgefühl und Authentizität zu erzeugen, die aus diesem Bemühen aber auch keinen Hehl macht. Damit wird ein Spielfeld zwischen den Polen Unmittelbarkeit und Distanz bereitet, auf dem zu spielen das Publikum eingeladen wird.
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