Rope – Cocktail für eine Leiche
Patrick Hamilton/Alfred Hitchcock
24.8., 25.8., 31.8., 1.9. 2001, Stadtschloss Lichtenfels
In „Rope“ (dem englischen Wort für „Seil“) wenden zwei Studenten eine von ihrem Lehrer übernommene philosophische Zweiteilung der Menschheit aufgrund geistiger Fähigkeiten konsequent an: Sie erdrosseln einen ihnen mental unterlegen erscheinenden Mitstudenten und richten für gemeinsame Freunde und Bekannte eine Cocktailparty aus, die direkt über der in einer Kiste verstauten Leiche angerichtet wird. In der grotesken Situation werden die widersprüchlichen philosophischen Überzeugungen der Gastgeber und Gäste plastisch und in ihren Konsequenzen erfahrbar.
Diese Produktion stellte in erster Linie ein postmodernes Experiment dar: 1948 hatte der geniale Filmregisseur Alfred Hitchcock die Tragödie „Rope“ des seinerzeit berühmten Dramatikers Patrick Hamilton für eine filmische Umsetzung adaptiert, wobei er versuchte, das Theaterstück auch in seiner Form zu übernehmen: Hitchcock führte das Experiment eines Filmes mit durchgehenden Kamerafahrten, aber ohne Schnitt durch, um ein möglichst dichtes Authentizitätserlebnis zu ermöglichen. Wir versuchten mit unserer Adaption des Films, diesen wieder auf die Bühne zu holen und das Drama Hamiltons um filmische Techniken zu bereichern. Da hierbei der technische Aspekt im Vordergrund stand (z.B. die Gestaltung von Parallelszenen und –Dialogen), konzentrierten wir uns weniger auf eine Weiterarbeit an unserem Dramenkonzept, das tendenziell einer überkommenen Einfühlungsintention verhaftet blieb. Wir verzichteten jedoch bereits auf die Anlage einer positiven Identifikationsfigur auf der Bühne und legten so bereits einen dekonstruktivistischen Akzent an.
Silvan Wagner
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