Die Physiker
Friedrich Dürrenmatt
31.8., 1.9., 2.9., 3.9.2006, Stadtschloss Lichtenfels
Das Stück „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt handelt von drei Bewohnern eines Irrenhauses, die sich für Physiker halten und jeweils ihre Krankenschwestern töten, da diese hinter ihr Geheimnis zu kommen scheinen. Die Physiker geben an, sich nur verrückt zu stellen, damit sie weiterhin frei Forschung betreiben können.Die Theatergruppe entschied sich in diesem Jahr noch einmal „Die Physiker“ aufzuführen. Zum einen, da sich dieses Stück anbot, um mit Verfremdungen und Brechungen zu arbeiten, was gerade in den letzten Produktionen zu einem wichtigen Aspekt der Regiearbeit wurde; zum Anderen, da dieses Stück vor genau 10 Jahren schon einmal gespielt wurde und eine Neuinszenierung sich für dieses 10 jährige Jubiläum anbot.
Das Regiekonzept konzentrierte sich vor allem auf die Tatsache, dass es sich bei den drei Physikern um Verrückte handelt, die in einer Anstalt leben. Es wurden in diesem Zusammenhang die Fragen gestellt, was verrückt sein eigentlich bedeutet, wo die Grenzen verlaufen und wer diese Grenzen definiert. Man musste sich auch fragen, wem man seinen Glauben hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes diverser Aussagen schenkte. Die Versuchung lag nahe vor Allem den Physikern zu glauben, da sie vor-geben Wissenschaftler zu sein und man Experten bekanntlich oft mehr glaubt als Anderen. Diese Fragen wurden gezielt offen gehalten. Das Publikum musste selbst entscheiden wem es das Prädikat „verrückt“ bzw. „glaubhaft“ verleihen wollte. Man rückte von einer moralischen Lesart hinsichtlich der Forschung an der Atombombe gänzlich ab.
Die Figuren der Physiker waren in dieser Inszenierung einer ständigen Beobachtung ohne Privatsphäre ausgesetzt, was unter Anderem die Machtverhältnisse innerhalb der Anstalt verdeutlichen sollten. Machtstrukturen hinsichtlich Genderrollen war ein weiterer wichtiger Aspekt des Regiekonzeptes.
Die Bühne wurde sehr steril gestaltet und ausschließlich in weiß und krankenhaus-grün gehalten, was wiederum das Leben in einer Anstalt hervorhob. Allerhand dis-funktionale Gegenstände auf der Bühne zeigten, dass sich die Bewohner der Anstalt durchaus nach Normen und Logiken verhielten, die jedoch nicht mit einer Logik außerhalb der Anstalt, übereinstimmte.
Auch in diesem Jahr wurde eine Parallelausstellung „Nebenwirkungen – Macht im Kunstsystem“ organisiert. Diese stellte die Strukturen aus, nach denen Ausstellungen funktionieren und zudem wie Macht auf den Zuschauer ausgeübt werden kann, indem er in seinem Blick und seinem Handeln gelenkt wird.
Britta Ender
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