Die Physiker
Friedrich Dürrenmatt
18.9., 19.9., Stadtschloss Lichtenfels, 20.9. 1996, Gymnasium Burgkunstadt
Das Drama „Die Physiker“ handelt von drei Insassen einer Nervenheilanstalt, die ihren Status als Verrückte benützen, um eine bahnbrechende und in ihren Konsequenzen die Existenz der Menschheit gefährdende physikalische Entdeckung geheim zu halten. Zu diesem menschenfreundlichen Zweck begehen sie drei Morde – und scheitern schließlich an den Konsequenzen ihrer eigenen Planung.
„Die Physiker“ war die erste Produktion der Theatergruppe Bumerang, deren Mitglieder 1996 zum Großteil bereits die Schule verlassen hatten: Die Theatergruppe avancierte so von einem Schultheater zu einer freien Bühne, die jährlich eine Theaterproduktion erarbeitete. Dies erforderte und ermöglichte neue Arbeitsformen, vor allem eine sehr konzentrierte und relativ kurze Erarbeitungsphase.
Die erste Inszenierung der „Physiker“ war geprägt von dem Streben, einer gesellschaftskritischen Intention des Autors gerecht zu werden: Angefangen beim Plakat, das im Motiv sinnfällig Glühbirne und Atombombe vereinigte, über die Artikel im Programmheft hin zu einer hörfeatureartigen Ouvertüre, die akustisch eine Atombombe explodieren ließ, zielte alles auf eine Einfühlung des Publikums; wir verstanden die Physiker als Träger einer tragischen Konflikts, als Opfer unglücklicher Verstrickungen, die ein fatalistisches Welt- und Menschenbild zeichneten – ein Trick des Autors, so unsere damalige Ansicht, um ein Aufbegehren des Publikums gegen die Ausweglosigkeit und Trostlosigkeit der dargestellten gesellschaftlichen Realität herauszufordern, das eben diese Realität ändern könnte. Dieser Regiekonzeption lag ein Theaterverständnis zugrunde, das sich im laufe der Zeit und im Zuge der weiteren Produktionen deutlich verändern sollte: Theater als Erziehungsinstitution, die Schaubühne als moralische Anstalt – ein bildungsbürgerliches Verständnis, das von den prominenten Theaterkonzepten des Barocks bis zur Klassik geprägt war, wie sie uns im Schulunterricht vermittelt worden waren.
Silvan Wagner
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