Cyrano de Bergerac
Edmond Rostand
14.8., 15.8. 1998, Schlossgarten Strössendorf, 4.9., 5.9. 1998, Marktplatz Lichtenfels
„Cyrano de Bergerac“ ist der Name eines wortgewaltigen Haudegens, der es aufgrund seiner grotesk langen Nase nicht wagt, seine geliebte Roxane anzusprechen. Stattdessen leiht er dem etwas unbeholfenem Schönling Christian sein dichterisches Können, um Roxane zu gewinnen – ein heimliches Abkommen, das auch nach dem Heldentod Christians nicht aufgelöst werden kann und erst auf Cyranos eigenem Totenbett Roxane bekannt wird.
Das Jahr 1997 war geprägt von einem kollektiven Selbstfindungsprozess der Theatergruppe und verstrich ohne eine Theateraufführung – eine Pause, die sich als für die Weiterentwicklung der Theatergruppe Bumerang fundamental entpuppte: Die Entscheidung nicht zu spielen dokumentierte die Auseinandersetzung zwischen einem künstlerischen dramaturgischen Anspruch und einem Bühnenverständnis, das den Hobbycharakter zentralisierte. Erst für die Spielzeit 1998 konnten wir die unterschiedlichen Vorstellungen praktisch konsensualisieren und entschieden uns für die Tragikomödie „Cyrano de Bergerac“, für die wir die unfreiwillig verlängerte Vorlaufszeit für die Organisation einer Freilichtinszenierung nutzen konnten. Die gesamte Regiekonzeption zielte auf eine möglicht opulente Umsetzung des romantischen Bühnenstücks, auf Einfühlung in die tragische Liebesgeschichte und auf eine effektreiche Unterhaltung. Für diesen Zweck konzipierten wir den Schlossgarten in Strössendorf und den Markplatz in Lichtenfels zum Bühnen- und Zuschauerraum um, boten professionelle Livemusik, lernten Fechten und Reiten, mieteten eine Kutsche und prachtvolle Kostüme und schafften uns eine umfassende technische Ausstattung an – was mit finanziellen Aufwendungen von mehreren Tausend Mark einherging, die größtenteils aus dem Privatvermögen der Hauptdarsteller vorgestreckt wurden. Dieses Risiko wurde durch die Gefahr eines wetterbedingten Aufführungsausfalls noch potenziert, und unsere finanzielle Planung und Absicherung erscheint aus der heutigen Perspektive als unnachvollziehbare Blauäugigkeit. Nichtsdestoweniger hatten wir Glück, die Aufführungen fielen nicht ins Wasser, und die publikumswirksame Inszenierung verschaffte uns ein breites, begeistertes Publikum und eine nachdrückliche Bekanntheit – die uns mit den Jahren dann doch manchmal allzu sehr mit dem Drama „Cyrano de Bergerac“ und einer in erster Linie unterhaltsamen Dramenkonzeption verknüpft zu sein schien.
Silvan Wagner
Besetzung | Bildergalerie |