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Metamorphosen
Parallelausstellung zu "Medea".

30.8., 31.8., 1.9., 2.9. 2007, Stadtschloss Lichtenfels

 

Die Künstler

Thorsten Beier (Comiczeichnungen)
Huiru Hu (Gedichte)
Wenjie Hu (Chinesische Kalligrafie)
Ines Markowski (Malerei/Collagen)
Dunja Loy (Drucke und Objekte)
Michael Matthaeus Martha (Installation und Malerei)
Domingo Stephan (Fotomontagen)
Eva Volk (Malerei und Zeichnungen)
Silvan Wagner (Gedichte und Fotografien)


Metamorphosen

In nova fert animus mutatas dicere formas corpora – Der Beginn der berühmten Metamorphosen des Publius Ovidius Naso hat seit seiner Entstehung zur Zeit um Christi Geburt selbst eine Metamorphose erfahren, denn anstatt Medium einer schöngeistigen Lebenskultur spätrömischer Dekadenz zu bleiben und mit dieser unterzugehen, bleibt der Text auch im lateinischsprachigen Mittelalter ein Dauerbrenner und ist in der Neuzeit fest verankert im Lateinunterricht der höheren Klassen; dort lebt er nicht mehr primär aus seiner Sprachschönheit, sondern aus seinem zweifelhaften Potenzial, Heranwachsenden die Grenzen ihrer grammatikalischen Bildung aufzuzeigen.
Metamorphosen – Verwandlungen – bildet Titel und thematisches Zentrum der mittlerweile vierten Begleitausstellung der Theatergruppe Bumerang zu der diesjährigen Dramenproduktion Medea von Franz Grillparzer. Dabei ist weniger der Inhalt der Metamorphosen Ovids gemeinsamer Nenner der wie üblich sehr unterschiedlichen Ausstellungsgegenstände als vielmehr die Grammatik der Metamorphose, ihre grundlegende Struktur, die eben auch das gleichnamige Werk bestimmt: Eine Person oder ein Gegenstand macht in Interaktion mit anderen Personen und Gegenständen eine Veränderung durch, die jedoch nicht als zufällig, sondern als notwendig dargestellt wird; diese Veränderung betrifft offensichtlich den Körper, die Form, doch ist dies nur der augenscheinliche Niederschlag einer wesenshaften Veränderung – und zwar einer Veränderung hin zur eigentlichen Existenzform, die in die mythische Ewigkeit verlängert wird. So erscheint auch Grillparzers Medea im Verlauf seines Dramas in unterschiedlichen Rollen – oder Formen nach Ovid –, nur aber um im Dramenausgang zur personifizierten Rache zu werden und damit die mythische Vorbestimmung der eigenen Identität zu erfüllen. Prominente Beispiele aus dem Werk Ovids sind die Spinnerin Arachne, die dermaßen von ihrer Tätigkeit besessen ist, dass sie schließlich zur Spinne wird, oder auch die (ebenfalls noch aus dem Lateinunterricht bekannten) Lykischen Bauern, die sich solange beschweren und streiten, bis sie in quakende Sumpffrösche verwandelt werden: Quamvis sint sub aqua, sub aqua maledicere temptant. Ob die Götter, Gott, Satan, die Physik, die Gesellschaft oder der Betrachter selbst für die Metamorphose verantwortlich gemacht werden, ist für die Struktur der Verwandlung gleichgültig und nur eine spezifische, kulturell und individuell bedingte Füllung ihrer Grammatik.
Eine Kunstausstellung ist bereits per se eine grundlegende Metamorphose, denn durch den Akt des Ausstellens werden Objekte zu Kunstwerken, erlangen so also erst ihre eigentliche Wesenheit. Erkennbar wird dies auch hier zunächst an der Form, genauer an der räumlichen Organisation, denn „Kunst ist das, was im Museum steht“. Diese grundsätzlichen Mechanismen haben wir unter anderem Focus bereits in unserer letztjährigen Ausstellung „Nebenwirkungen“ beleuchtet. Die diesjährige Ausstellung stellt darüber hinaus die Grammatik der Metamorphose auch in ihren einzelnen Exponaten zentral: Michael Matthäus Martha, Eva Volk, Silvan Wagner, Dunja Loy, Huiru Hu, Wenjie Hu, Ines Markowski und Domingo Stephan führen in Bildern, Fotographien, Objekten und Gedichten Verwandlungen vor, Veränderungen von Form und Inhalt, die ihre eigentliche Wesenheit am Ende der Betrachtung erhalten und diese zwar nicht in eine mythische Ewigkeit, doch zumindest in die Ewigkeit der persönlichen Erinnerung verlängern.

Silvan Wagner

Installation: Michael Matthäus Martha

 

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